Bürgerhaus in Olpe (Rathaus mit Museum) in Olpe
Leistung
Neubau
Ort
Olpe
Fotograf
loomn
Der Auslober stellt mit diesem Wettbewerb die Aufgabe zur Neuordnung der städtebaulichen Qualitäten und langfristigen Sicherung sowie Reattraktivierung des städtischen Lebens im Herzen der Stadt Olpe.
Städtebaulicher Ansatz und Leitidee
Ein Ziel unseres Entwurfes ist der respekt- und maßvolle Umgang mit dem Erhalt des historischen Bahnhofs sowie der Stellwerkanlagen. Es geht insbesondere um eine Stärkung des heterogenen Ensembles und Sichtbarkeit des Bahnhofs, als historisch gewachsener Dreh- und Angelpunkt der innerstädtischen Aktivitäten. Zudem um eine Stärkung und Revitalisierung des Ortes, als Bindeglied zwischen Altstadt und neuem Quartier – dem Eingangstor zur Stadt. Vor diesem Hintergrund und nach eingehender Prüfung alternativer Nutzungen der Bestandsgebäude, wird vorgeschlagen, die städtebauliche Qualität des Standortes neu zu definieren. Durch den Erhalt des Bahnhofs und die Einbindung des neuen Bürgerhauses, entstehen zwei richtungsgebende und platzbildende Komponenten, die sich ergänzen und den jeweils notwendigen Freiraum lassen. Dadurch bilden sich zwei in der Qualität unterschiedliche, aber sehr maßstäblichen Freiräume, Plätze, urbane Orte. Der ,Rathausplatz‘ – als stattlicher Ankommenspunkt, Verteiler und Bereich des öffentlichen Lebens sowie der baulich etwas schützend gefasste ,Rathausgarten‘ - als ein Ort der Ruhe und Kunst, der Besinnlichkeit und kurzen Pause. Die geschaffenen Gebäude, Räume und Wegebeziehungen schaffen einen identitätsstiftenden neuen Ort in einem bestehenden Ensemble.
Architektonische Idee
Die zentrale Idee des Entwurfskonzeptes ist die Verbindung von ,Alt‘ und ,Neu‘ im architektonischen, wie auch funktionalen Sinne. Indem man die Kubatur und die Fassadentypologie des Neubaus, ausgebildet mit zeitlos neuen Materialien und Strukturen, als Adapter zum historisch gewachsenen Bestand nutzt, verbinden sich qualitativ hochwertig und maßvoll alle bestehenden gestalterischen Komponenten des Ortes. Das Wasser der Bigge, als leichte Woge, die Gleisanlagen des Bahnhofes, als in sich verwobenes Netz der kleinteiligen Wegebeziehungen innerstädtischer Strukturen – sind am Gebäude ablesbar und geben ihm dadurch die gestalterisch tragende Aussage. Die Funktionen nach außen ablesbar gemacht, fließen nun durch den intensiven Innen- Außenraum Bezug die öffentlichen Flächen wie selbstverständlich in das Erdgeschoss und die Eingangszone des neuen Rathauses.
Das Museum befindet sich ebenso wie die Gastronomie im sanierten historischen Bahnhof. Das Bürgerhaus mit Bücherei, Verwaltungsflächen, Ratssaal und Büroflächen liegen im Neubau. Das alte Stellwerk wird als Info-Box für Touristen und Ort für offene Bürgerdiskussion genutzt.
Das Bahnhofsgebäude erhält die neue Funktion eines Museums. Es wird saniert und in seiner Erscheinung und Funktion erhalten. Der Haupteingang derselben Stelle, wie der alte historische Zugang des Bahnhofs. Im EG befindet sich neben dem Haupteingang und Empfang die Wechselausstellung. Hier werden u.a. die zu erhaltenden Wandgemälde ausgestellt. Unmittelbar an die Wechselausstellung schließen die Arbeitsräume. Diese werden in einem Baukörper an Stelle der alten Gleisanlage positioniert und können bei Bedarf zu der Ausstellungsfläche hinzugeschaltet werden. Der Zugang in den Rosengarten ist möglich. Eine zusätzliche überdachte Ausstellungsfläche ist ebenfalls vorhanden und bietet flexible Konzepte. Unmittelbar angrenzend an die Wechselausstellung liegt der Gastronomiebereich mit der Küche. Die Gastronomiefläche, ausgestattet mit einem hohen Luftraum, kann bei Bedarf ebenfalls der Wechselausstellung zugeschaltet werden. Zusätzlich werden ausreichend Außenflächen incl. Überdachung zum Rosengarten und Rathausplatz angeboten. Die Nutzung der WC Flächen steht der Gastronomie ebenso wie dem Museum zur Verfügung. Im OG, großzügig erschlossen über Treppen und Aufzug, befindet sich die Dauerausstellung des Museums. Ebenfalls im OG, oberhalb der Gastronomie, befinden sich die Umkleiden für Personal. Durch das Entfernen der Decken über EG in den „Bahnhofstürmen“ ist die Höhe der Türme durch großzügige Lufträume sowohl in den Ausstellungsräumen als auch im Gastrobereich erlebbar. Um eine bessere räumliche Nutzbarkeit zu gewährleisten, wird das Bestandsdach entfernt und der neue Eingang durch einen neuen zentralen, lichtdurchfluteten Raum markiert und ergänzt. Im UG befinden sich ausreichend Technikflächen und die Nebenräume der Gastronomie.
Durch das lineare Verbindungsbauwerk zwischen Bahnhof und Bürgerhaus wird der Bezug zum traditionellen Bahngleis auf sinnfällige Weise unterstützt. Das verbindende Element mündet als Vordach am Bürgerhaus und markiert somit den Haupteingang. Der Eingang wird zusätzlich durch das Verdrehen des Baukörpers (Adaption Schienenmotiv) gestärkt. Gleichzeitig lässt das viergeschossige Bürgerhaus dadurch einen maßvollen Abstand zum Bahnhof und unterstreicht die wichtige Vernetzung sowohl zwischen Rathausplatz und Rosengarten, als auch der Altstadt und dem neuen Quartier. Im EG des Bürgerhauses liegen der Empfang und das großzügige, über alle Geschosse erlebbare Foyer. Der Bürger gelangt von hier aus auf kürzestem Wege zu allen Funktionen des Hauses. Es dient als Kommunikationsort und greift mit seinen kreuzenden Treppenstegen das Motiv der ineinanderlaufenden Bahnschienen nochmals auf. Zusätzliche Funktionen im EG sind die Bücherei, welche durch gestaffelte Ebenen die große Fläche sinnvoll und funktional gliedert und somit ebenfalls eine ebenerdige Erschließung Richtung neuem Quartier gewährleistet. Zentral im EG liegt das Bürgerbüro mit Personalräumen, in direktem Sichtbezug zur Infobox orientiert. Zum Rosengarten und somit den ruhigeren Flächen hin ausgerichtet befindet sich das Trauzimmer, mit direktem Zugang nach außen.
Durch die Lage des Aufzugs soll eine bevorzugte Nutzung der offenen Treppe unterstützt werden. Im 1.OG befinden sich die öffentlichen Verwaltungsflächen mit einer angemessenen Anzahl an Besprechungs- und Schulungsräumen. Ergänzt werden die Funktionen durch den zweigeschossigen Rats- Versammlungsaal, der mit einer Galerieebene und dem Blick über die Olper Altstadt und Bigge sowie einer angeschlossenen begebbaren Stadtterrasse, eine hohe Aufenthaltsqualität anbietet. Im 2.OG liegen die Flächen des Sozialdienstes sowie die nicht öffentlich zugänglichen Flächen der Homebase 1 oder 2. Diese werden durch den offenen Treppenraum über eine Schleuse betreten, die offene Bürostruktur ist in ihrer Nutzung maximal flexibel. Neben ausreichend Nebenflächen bieten kleine Balkone mit Blick über die Stadt die Möglichkeit einer kurzen Pause. Im 3.OG befinden sich die weiteren Flächen der nicht öffentlichen Homebase. Auch hier wird der Zutritt über ein Schleusensystem gewährleistet. Die Flächen zeichnen sich ebenfalls durch maximale Flexibilität aus. Auch hier laden kleine ruhige Balkone oder die großzügige Terrasse zum Arbeiten oder einer Pause an der frischen Luft ein. Das frei schwingende Dach, mit der gewünschten Andeutung einer Woge des Biggesees und mit Blick in das offene Foyer, hebt den Stellenwert einer modernen Arbeitswelt mit Bezug auf seinen Ort hervor. Die Dachkonstruktion schließt als ,Krone‘ des Hauses den Kreis eines ganzheitlichen Entwurfsansatzes und markiert sinnbildlich den genius – loci. Im UG befinden sich weitere WC- Flächen für Besucher, Lager und Technikflächen. Gleichzeitig werden hier in einer natürlich belüfteten Garage die geforderten Stellplätze für PKW’s und Fahrräder nachgewiesen. Erschlossen wird die Garage über die Zufahrt am Kreisverkehr entlang der Nordfassade des Bürgerhauses.
Unter Einsatz der Primärenergiequellen Sonne und Erdwärme maßvollem Einsatz der gebäudetechnischen Ausrüstung, wird ein durchgehend nachhaltiges Energiekonzept mit ganzheitlichem Ansatz geplant. Geothermie in Kombination mit einer Wärmepumpentechnik ermöglicht die Unterstützung der Brauchwasseraufbereitung und Heizkapazitäten im Winter- sowie der Kühlenergien im Sommerfall. Dies wird unterstützt durch eine geregelten Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Die extensiv begrünten Dachflächen werden so ausgelegt, dass durch den Kühl- und Dämmeffekt im Sommer die Energielasten niedrig gehalten werden können. Durch einen verzögerte Regenwasserabfluss und positiven Abflussbeiwert die Möglichkeit der Verrieselung des Oberflächenwassers. Die Fassaden sind mit Verschattungsanlagen und umlaufend mit Wärmeschutzverglasung und teilweise Blendschutzvorhängen ausgerüstet. Die Konstruktion wird als konventioneller Massivbau in Stahlbeton-Skelettbauweise geplant. Dies ermöglicht eine maßvolle Bauteilaktivierung der massiven Bauteile. Auf zu techniklastige Gebäudeautomation sollte weitestgehend verzichtet werden. Die Materialien haben einen max. hohen Nachhaltigkeitswert, dominant Ressourcen schonend, nachwachsende und recyclebare Produkte ausgeführt werden.
In Zusammenarbeit mit;
JKL Junker + Kollegen Landschaftsarchitektur und Stadtplanung
loomn architekturkommunikation
wup Modellbau Wiens + Partner GmbH